Lebensbilder - Kathrin Ehlert - Ja, das war meine "Tinki"   

                                                                                                   

Geboren: Montag, 4. März 1974...um 17:30...3500 g schwer...und 50 cm groß...in Hamburg 

  

               

Gestorben: Montag, 14. Februar 2000... um 06:37 Uhr... in Bargteheide 

 

 

Nach einer Bilderbuch-Schwangerschaft wurde Kathrin am 4.3.1974 im UKE Hamburg geboren. Allerdings war Kathrin's Weg in unsere Welt mit einigen Hindernissen ausgestattet. Die Ärzte im Krankenhaus sagten mir: "Ihrem Kind geht es nicht gut, wir müssen einen Kaiserschnitt machen". Das Fruchtwasser war grün, sie litt unter Sauerstoffmangel und schwebte in akuter Lebensgefahr. Ihr Lebenskampf begann, dem sie sich tapfer stellte, um als großer Sieger daraus hervor zugehen. Das Kinderkrankenhaus wurde auch nicht mehr benötigt. Kathrin erholte sich sehr schnell und durfte auf der Entbindungsstation bleiben.
 
Sie war ein sehr fröhliches Kind, aufgeweckt und neugierig und dies machte mir das Leben mit ihr nicht so ganz leicht. So glaubte ich zum Beispiel, sie machte ihren Mittagsschlaf. Es war ganz ruhig in ihrem Zimmer, doch heute schien sie sehr lange zu schlafen. Leise betrat ich das Kinderzimmer und traute meinen Augen nicht: Ich sah nur noch Penatencreme ...überall ...Penatencreme ...und mittendrin Kathrin ...überall mit Penatencreme beschmiert ...*grins*. 
 
Ein anderes Mal wurde ich morgens aus dem Bett geklingelt. Ich öffnete die Tür und wieder traute ich meinen Augen nicht... da stand meine  TOCHTER, im SCHLAFANZUG ! Auf meine entsetzte Frage: "Wo kommst du denn her ????" bekam ich die Antwort: "Da draußen war es so laut und ich wollte sehen was das ist. Das sind die Ascheimerleute".
 
Ich hatte mich damals sehr bewusst dafür entschieden, als Tagesmutter zu arbeiten. Durch meine pädagogische Ausbildung zur Kinderpflegerin, bot sich dies geradezu an. Dadurch konnte ich die Zeit mit meinem Kind ausgiebig genießen und Kathrin bekam Spielkameraden, mit denen sie ihr Zimmer, ihre Spielsachen und ihre Mama teilen musste. Dies war allerdings nie ein Problem für sie.
 
Ich denke sehr gern an diese Jahre zurück, an das große Glück, ein Kind zu haben, alle Entwicklungsschritte miterleben zu können, kurz gesagt: mein Kind genießen zu dürfen. Trotz ständiger Angina mit oft 40° Grad Fieber, Penatencreme und Ascheimerleuten *grins*, war es eine glückliche Zeit, die wir gemeinsam erleben durften.
 
Der Ernst des Lebens begann mit ihrer Einschulung. Nun wurde auch unsere Mutter-Kindbeziehung auf eine harte Probe gestellt. Hausaufgaben waren nicht für Kathrin erfunden worden und die Schule wohl auch nicht wirklich. So manches Drama spielte sich dann auch in unserer Wohnung ab. Wir stritten sehr viel, weil, die Hausaufgaben, die sie täglich machte, die vom Vortag waren. Das ging solange, bis ich mich weigerte, mich weiter um IHRE Schulangelegenheiten zu kümmern. Ich erklärte ihr, ich hätte das Alles schon gelernt, könne lesen und rechnen, nun wäre sie dran. Ich blieb dabei und unsere Situation entspannte sich ganz langsam wieder. Kathrin übernahm genauso langsam für sich selbst die Verantwortung.
 

 

           

Hallo Welt, ich bin da !

Kathrin 2 Wochen alt.

 

 

Kathrin mit 3 Jahren - Pure Lebensfreude.

 

Hier ist sie schon 5 Jahre alt...

 

...und hier 11 Jahre...puuuuh, wie schnell die Zeit verging !

  

  

Abi - Zeitung '94

 

Kathrins impulsives Verhalten, bringt Schwung in den Unterricht, nervt jedoch auch. Aber sie ist homorvoll und erzählt ausgedehnt ihre persönlichen Erlebnisse. Wer kennt nicht ihre Gran Canaria Erlebnisse? Sie ist sehr oft gestreßt, so daß für sie jede Hausaufgabe überflüssig ist.
Manchmal geht einem ihr geiziges Verhalten, das sie an den Tag legt, auf die Nerven. Trotzdem verleitet sie einen mit ihrer Tolpatschigkeit häufig zum schmunzeln. Am Wochenende oder auf Klassenreisen, kommt sie erst richtig aus sich heraus und schwingt gerne und lange das Tanzbein.

 

Ihr Lehrer schrieb: 4 Jahre TUT. - Gruppe Hagemeister

 

Unsere Kathrin kam zu Beginn der E 10 an die Gesamtschule Alter Teichweg von der Meerweinstraße mit dem Hinweis, sie würde es sehr schwer haben, an der Oberstufe zurechtzukommen. Zunächst hatte es auch den Anschein, aber dann kam es doch ganz anders. Heute bekommt sie ein Abiturzeugnis in die Hand gedrückt, mit deren Notenspiegel sie wohl selbst am wenigsten gerechnet hatte. Dazu kann man ihr eigentlich nur ganz herzlich gratulieren. Also, nochmal die herzlichsten Glückwünsche!!! Ich hebe dies deshalb so besonders hervor, weil Kathrin in meinen Augen die größte Leistungssteigerung aller meiner Tutanden geschafft hat. Ob dabei auch ihr manchmal sehr extrem aufblitzendes Temperament behilflich war, kann ich nicht sagen. Ich habe jedenfalls desöfteren auch einmal ihre Launen zu spüren bekommen.

 

Wenn Kathrin schlechte Laune hatte, dann mußte man ihr am besten aus dem Wege gehen und das Weite suchen. Aber nicht immer war das so einfach möglich. Wenn ihre Augen blitzend einen anschauten, das Gesicht blaß vor Anspannung, die Lippen gestrafft, sprungbereit im übertragenen Sinne darauf wartend, dass man das in ihr lodernde Feuer mit irgentet-was entfacht, dann war es besser, schnell in Deckung zu gehen. Aber wie gesagt, leider war das nicht immer möglich und so hagelten dann auch die Beschimpfungen, Anschuldigungen, Beschuldigungen, Verwünschungen, Flüche und dergleichen mehr auf einen ein und man konnte nur die Ohren anlegen und warten bis der Anfall vorüber war. An einem schlechten Tage war sie nur schwer zu geniessen, aber es gab nur recht wenige davon.

Sie konnte sich aber genauso doll freuen! .....juchhee, juchhee, toll, Klasse, super, ich hab' zwölf Punkte, toll, nein, wie toll!

 

Viel Glück und Erfolg für Deine Zukunft, liebe Kathrin !!! ....und man sieht sich !!!

 

Ihre Zukunftspläne: Nach dem Abi kommt für mich die Lehre als Industrieelektronikerin bei der HEW. Nach dieser Ausbildung geht es los mit dem Studium, an der Technischen Fachhochschule Hamburg. Habe ich das Studium hinter mir, bin ich  Ingenieurin für Elektronik. Selbständig oder nicht selbständig, das ist dann die Frage. Das wird sich dann herausstellen.

  

   

                             

   

Kathrin mit 17 Jahren

 

 

 

Klassenreise - England

 

  

 

Am 13.Juli 2006 erhielt ich von einem ehemaligen Schulfreund von Kathrin folgende Email:

 

Ich war echt sehr geschockt.....Wie kann es sein, dass ein so liebes und lebenslustiges Mädchen einfach so aus dem Leben gerissen wird ??...  ...Ich habe auch meine Schwester verloren und ein halbes Jahr später meinen Vater. Kathrin hat mir damals sehr bei Seite gestanden. Sie sagte mir:

  

"Sieh das mal so Jörg, dort oben wo SIE jetzt sind, haben SIE sich endlich wieder.

Dort kann SIE keiner mehr trennen und SIE werden auf DICH warten.

 Und um die Zeit zu überbrücken, werden SIE auf DICH aufpassen !!"

                                                                                  Kathrin Ehlert 1988

 Ich habe diese Sätze nie vergessen. Nun kann ich sie an dich zurück geben. 

 Mit traurigen Grüßen Jörg

 

Ja, ich denke in Lebenslehre hatte Kathrin ihre Hausaufgaben immer sorgfältig gemacht. Sie war ein guter Freund und auch ein prima Kumpel.Da gab es Freunde aus der Kindheit, Grundschulzeit und Menschen, die sie nur ein Stück ihres Lenbens begleiteten.

 

 

Hier der Brief ihrer Freundin. Sandra und Kathrin lernten sich in der Grundschule kennen. Sie schrieb im Februar 2000: 

 

Ihr Lieben,

Wenn man einen geliebten Menschen verliert, vermögen Worte kaum Trost zu spenden. Es passierte so plötzlich und unerwartet und dann sind es nur die Erinnerungen, die einem bleiben. Aber die Erinnerungen sind es auch, die einem helfen können. Ich möchte euch deshalb sagen, wen und was ich in Kathrin sah und wie ich sie in Erinnerung behalten möchte.

  

Man trifft nicht häufig Menschen, denen man bedingungslos vertrauen kann. Mit denen man gemeinsam über alles reden, lachen und auch weinen kann. Denen man vieles nicht zu sagen braucht; wissen sie doch sowieso, was man fühlt und was man denkt. Menschen, zu denen man eine tiefe Verbundenheit aufbaut. Mit denen man alles zu teilen bereit ist. Ob Freud oder Leid. Das liegt daran, das diese Menschen sehr selten sind. Kathrin war und wird immer solch ein Mensch für mich bleiben und sicher auch für viele andere.

 

Kathrin hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer; aufbauende, tröstende oder mitfühlende Worte. Eine starke Schulter zum Anlehnen. Stark, obwohl sie selber so verletzlich war und oft selber Halt suchen mußte. Aber dadurch war sie wiederum stärker als andere, weil sie sich ihrer Schwächen bewußt war und nicht versucht hat, diese vor ihren Freunden zu verstecken.

 

Wir sind als Kinder durch dick und dünn gegangen, haben uns als Teenager aus den Augen verloren und als "Erwachsene" wieder getroffen. Wir hatten uns verändert und dennoch mußten wir feststellen, dass die Verbundenheit noch da war. Natürlich hatten wir in all den Jahren auch mal Streit. Und wie ! Aber irdendwie hat uns jeder Streit im nachhinein nur noch näher gebracht, weil wir gemeinsam daraus lernen konnten. Ich bin glücklich, dass Kathrin mich als ihre Freundin ausgewählt hat. 

 

Von Kathrin habe ich auch gelernt, dass man mal was riskieren muß um glücklich zu werden. Auch, wenn der Weg dorthin manchmal mit Stolpersteinen belegt und uneben ist und sie sich immer wieder die Frage gestellt hat: "Was ist, wenn es nicht klappt?" sich selber die Antwort gab: "Ich pack' das und das geht gut!" Nun, was sie sich vornahm hat eigentlich immer geklappt und es folgte ein Jubelschrei und herzhaftes, glückliches Lachen.

 

Kathrins Lachen. Ich glaube, ich habe es nie geschafft, diesem Lachen zu widerstehen. Egal, wie wütend, traurig oder niedergeschlagen ich war. Sie hat es immer geschafft, mich mit diesem Lachen anzustecken. Und auch jetzt ist es ihr Lachen, das ich höre und welches mich tröstet, wenn ich denke, dass die Traurigkeit nicht mehr vergeht. 

 

Und mit diesem Lachen will ich Kathrin immer in Erinnerung behalten.

  

Und ich hoffe, Kathrin wird nie aufhören für euch zu lachen.

 

                                                                 Eure Sandra

  

 

       

Kathrin  (14) 1988

 

Wir vermissen dich !

 

Silvester 1997/98

 

 

Im Herbst 1999 schrieb Kathrin in ihr Tagebuch:

 

Die HEW liegt hinter mir. Das Studium habe ich damals ganz schnell aufgegeben, dann habe ich als Verkäuferin bei Schaulandt gearbeitet, danach war ich 6 Monate bei Randstad (Zeitarbeit), jetzt bin ich bei Philips in 3-Schicht angestellt.
Ich wünsche mir einen Job der unbefristet ist, möchte Spaß und Forderung am Arbeitsplatz, und ich möchte Kollegen, mit denen ich mich gut verstehe und mit denen ich auch klönen kann, die ich eventuell auch Freunde nennen kann. Ganz kurz., ich möchte eine Arbeit, auf die ich mich richtig freuen kann, um zu leben!  Das ist, meiner Meinung nach, nicht zu viel verlangt !!!    

 

 

Kathrin schien dann auch diesen Job gefunden zu haben. Bei Hansaton stellte sie Hörgeräte her und das schien ihr sehr viel Spaß zu machen, außerdem hatte sich auch gleich die erste Freunschaft entwickelt. Ihre Kollegin und Freundin schrieb uns im Februar 2000 folgendes:

 

An meinem ersten Tag in der neuen Firma, war mir alles fremd, außer einer Person. Das war Kathrin. Als ich den Raum betrat, saß Kathrin mit dem Rücken zur Tür, dann drehte sie sich um. Ich sah in ihre Augen und dann....dieses Lächeln und ich dachte nur: "JA!!". Mir fiel ein Stein vom Herzen. Kathrin war mir überhaupt nicht fremd. ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen.

 

Wir fuhren jeden Tag zusammen zu ihr. Ich freute mich immer auf den Feierabend, denn wir haben viel gelacht und über alles geredet. Die Zeit verging immer wie im Fluge. Wir hatten uns so viel vorgenommen: Wir wollten im Sommer zusammen segeln und die Ostseeküste abklappern. Ich wollte ihr die schönsten Strände zeigen und nächstes Jahr wollten wir zu viert nach  Spanien.... hatten wir Beide jedenfalls beschlossen.

 

Kathrin hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich mich wohlgefühlt habe, aber was für mich das Wichtigste war und ist, ich hatte eine Freundin. Manchmal hatten wir sogar die gleichen Gedanken Sie war immer für mich da !!

 

Ich bin dankbar, dass ich ihr gesagt habe, welche Bedeutung sie für mich hat. Und ich bin auch dankbar dafür, dass ich Kathrin kennenlernen durfte. Traurige Grüße Ja.....

 

Kathrin sagte in dieser Zeit irgendwann zu mir: "Du Mama, in der Firma gefällt es mir richtig gut und wenn die mich dann übernehmen, dann kann ich auch an Kinder denken." Da hatte ich das Gefühl, mein Kind ist erwachsen geworden. Ihr Leben hatte sich in irdendeiner Form abgerundet.

   

Ich ahnte allerdings nicht, dass Kathrin ihre Sommerpläne nicht mehr durchführen sollte.
Ich ahnte nicht, dass sie nur noch wenig Zeit hier bei uns haben durfte.
Ich ahnte nicht, dass sie und ich sehr bald Abschied nehmen mußten.
Ich ahnte nicht, dass sie so schnell abgerufen werden sollte.

Wir dachten, wir hätten noch sooooo viel Zeit miteinander.

 

Wir, weder Kathrin noch ich, noch ihr Vater oder ihre Freunde, wurden gefragt, ob wir bereit sind, Abschied zu nehmen. Was am 14. Februar 2000 geschah, ist für mich noch immer unfassbar.

  

Kathrin fuhr zur Arbeit nach Hamburg, kam kurz hinter Bargteheide ins Schleudern, stieg heil aus ihrem Auto. Überlebt ! 

  

Ein weiteres Auto kommt an der selben Stelle ins Schleudern, Kathrin landet im Straßengraben mit Wasser und zu alledem landet Andy's Auto ebenfalls dort. Keiner der Helfer bekommt den Wagen angehoben. Ertrunken !

  

Zu alledem verunglückt auch der gerufene Rettungswagen auf dem Weg zur Unfallstelle. ????

          

"Seht es mal so, hier oben wo ICH jetzt bin, geht es mir gut.
ICH habe sogar meine Oma getroffen und Hagi auch.
Und ICH werde auf EUCH warten.
Und um die Zeit zu überbrücken, werde ICH auf EUCH aufpassen !!"

 

                                                               Kathrin Ehlert 2000 

  

           

Kathrin wohnt nun in Bargteheide bei Andy - 1998

 

Urlaub in Denia & Tarifa Mai 1999

 

Katze Nima von Kathrin für Janine gemalt - 10.02.2000

 

Eines der letzten Fotos, Januar 2000

                                                                          

 

D A N K E, Kathrin, dass ich dich in deinem Leben begleiten durfte. Ich vermisse dich sehr. Hab' dich immer noch ganz doll lieb!    Mom

                                      

                   

    Dieses Bild entstand Ostern 2000.     Das ist ein Versprechen! Wir sehen uns wieder.

 

 

Du fehlst mir !

 

 

  

Der 14. Februar 2000, der mein Leben veränderte !

 

Seit dem Tag ist NICHTS mehr, wie es einmal war - Haltet die Welt an es fehlt ein Stück !

  

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